2.Derzeitige (2007/2008) Kfz-Verkehrsbelastungssituation im Umfeld des Plangebietes
Um die verkehrlichen Wirkungen zukünftiger Straßennetz- und Strukturveränderungen modellmäßig nachweisen zu können, ist es zunächst erforderlich, das derzeitige Verkehrsgeschehen im Umfeld des Plangebietes modellmäßig abzubilden. Für die anstehenden Berechnungen wurde das Verkehrsmodell herangezogen, das sowohl im Rahmen der Verkehrsentwicklungsplanung als auch 2003 in der Verkehrsuntersuchung zum Wohn- und Gewerbegebiet „Am Strümper Busch“ zum Einsatz kam.
Zur Eichung des Modells wurden am Donnerstag, dem 18.10.2007, einem normalen Werktag, während der morgendlichen und nachmittäglichen Verkehrsspitzenzeiten über jeweils 1,5 h an 8 Knotenpunkten von Mitarbeitern der Stadt Meerbusch Verkehrserhebungen durchgeführt, und die Knotenstrommengen differenziert nach den Verkehrsarten Pkw, Krad, Lieferwagen, Lkw, Bus und Lastzug erfasst.
Betrachtet wurden dabei im unmittelbaren Umfeld der Planungsmaßnahme „Ostara“ die Knotenpunkte
· des Bahnhofweges mit der Meerbuscher Straße (L 476) und der Strümper Straße (L 154)
· des Winklerweges mit der Meerbuscher Straße (476), der Gottlieb-Daimler-Straße (Anschluss des Aldi-Marktes) und der Stümper Straße (L 154) und
· der Meerbuscher Straße (L 476) mit der Insterburger Straße (Anschluss des Gewerbebereichs ‚Alte Seilerei‘)
sowie im erweiterten Umfeld die beiden Verknüpfungspunkte der Meerbuscher Straße (L 476) mit den Rampen der A 57 an der Anschlussstelle „Bovert“.
Die wesentlichen Erkenntnisse, die aus den Erhebungen gewonnen wurden, lassen sich wie folgt zusammenfassen:
· Die nachmittags erfassten Belastungswerte übertrafen im unmittelbaren Umfeld die Planungsmaßnahme die morgendlichen um durchschnittlich
· ca. + 100 % auf Bahnhofsweg
· ca. + 75 % auf der Meerbuscher Straße und der Strümper Straße
· ca. + 50 % auf dem Winklerweg.
· Die Richtungsbelastungen wiesen je Streckenabschnitt keine extremen Differenzen (Stossrichtungen) auf.
· Im Vergleich mit den Ergebnissen der Verkehrszählungen aus den Jahren 2002/2003, die im Zuge der Verkehrsuntersuchung „Am Strümper Busch“ durchgeführt wurden, zeigen sich auf
· dem Winklerweg ein in etwa gleich hohes Verkehrsbelastungsniveau
· der Strümper Straße ein geringfügig höheres Verkehrsaufkommen (sicherlich erklärbar durch Verkehre des Wohnbereiches „Am Strümper Busch“)
· der Meerbuscher Straße im Zuge der L 476 eine geringfügig geringere Verkehrsbelastung.
Die tendenzielle Verkehrsabnahme auf der Meerbuscher Straße geht einher mit einer verstärkten Annahme der A 57-Rampen in/aus Richtung Neuss/Köln und wird durch die amtliche Straßenverkehrszählung des Bundes aus dem Jahre 2005 bestätigt.
· Die nachmittägliche Verkehrssituation, die durch eine starke Überlagerung von Berufs-, Einkaufs- und Freizeitverkehr gekennzeichnet ist, stellt sich als die eindeutig kritischste im Tagesverlauf dar und wird deshalb als Basis für Analogiebetrachtungen bei den Knotenleistungsfähigkeitsnachweisen zukünftiger Verkehrsbelastungssituationen herangezogen.
Entsprechend der Ergebnisse der aktuellen Verkehrserhebungen wurde die Verkehrsverflechtungsmatrix der Verkehrsuntersuchung „Am Strümper Busch“ modifiziert und auf das heutige Straßenverkehrsnetz umlegt. Die Ergebnisse der Modellrechnung zeigt der Diagnose-Streckenbelastungsplan des Bildes 1, der das heutige Verkehrsgeschehen im Umfeld des B-Plangebietes Nr. 266, Ostara, abbildet. Die zahlen- und bandbreitenmäßig aufgezeigten Kfz-Verkehrsbelastungen sind als querschnittsbezogene Tageswerte (in der Dimension Kfz/Tag und Querschnitt) zu verstehen und stellen in Verbindung mit den gleichfalls ausgewiesenen Lkw-Verkehrsanteilen die Eingangsgrößen für spätere Lärmermittlungen dar. Dabei sind der Kategorie „Lkw“ alle Fahrzeuge mit einem zulässigen Gesamtgewicht > 2,8 t zugeordnet, demzufolge auch entsprechende Lieferwagen und Busse.
Wie ein Blick auf den Belastungsplan zeigt, treten die stärksten Verkehrsbelastungen mit 8.900 bis 11.100 Kfz-Fahrten/Tag und Querschnitt (im Folgenden abkürzend als Kfz/T u. Q geschrieben) bei Lkw-Anteilen von 7,0 bis 7,6 % auf dem Abschnitt der Meerbuscher Straße auf, der östlich des Bahnhofweges gelegen ist und als Landesstraße L 476 fungiert. Westlich des Bahnhofweges – im stark verkehrsbeunruhigten Bereich – nimmt die Meerbuscher Straße – hier in Funktion einer Stadtstraße – eine Belastungsgröße von knapp 4.400 Kfz/T u. Q an.
Die zweitstärksten Verkehrsbelastungen sind mit Belastungen zwischen 7.000 und 10.000 Kfz/T u. Q bei 7,2 bis 8,0 Lkw-Anteil auf dem Streckenzug des Bahnhofsweges (L 476) zu verzeichnen; hierbei kommt das starke Verkehrsaufkommen auf dem südlich des Kreisverkehrsplatzes gelegenen Abschnitt dadurch zustande, dass der westwärts gerichtete Geradeausstrom der Meerbuscher Straße nach Norden über den Bahnhofsweg und dessen Kreisverkehrsplatz umgelenkt wird und somit vor Erreichen seines Zielbereiches „verkehrsberuhigter Bereich Meerbuscher Straße“ den Südabschnitt des Bahnhofsweges in beiden Richtungen (doppelt) belastet.
Drittstärkst belasteter Streckenzug ist die Strümper Straße (L 154), die Verkehrsmengen zwischen 4.300 und 6.200 Kfz/T u. Q bei Lkw-Anteilen von ca. 7 bis 7,5 % östlich und 3,7 % westlich des Bahnhofsweges aufweist.
Ein ähnliches Belastungsniveau zeigt der Winklerweg, der ca. 4.500 bis 4.800 Kfz/T u. Q bei ca. 6,5 % Lkw-Anteil anzieht.
Deutlich geringer fallen die Belastungen der Gottlieb-Daimler-Straße mit ca. 2.900 Kfz/T u. Q und der Insterburger Straße mit ca. 1.400 Kfz/T u. Q aus. Während die Gottlieb-Daimler-Straße derzeit ausschließlich die Erschließung des Aldi-Marktes übernimmt, erschließt die Insterburger Straße im Wesentlichen den Gewerbebereich „Alte Seilerei“ und Wohnbereiche im Bereich der Danziger Straße.
Die im unmittelbaren Umfeld des Entwicklungsgebietes „Ostara“ gelegenen Knotenpunkte des klassifizierten Straßennetzes (L 476, L 154) sind abgesehen vom Knoten Bahnhofsweg (L 476)/Strümper Straße (L 154) nicht signalisiert. Belastungsmäßig sind sie als quasi „ausgelastet“ zu beurteilen, d. h., eine zusätzliche Verkehrsbelastung macht eine Signalisierung erforderlich. Ist es im Knoten Strümper Straße/Winklerweg der eng bemessene Verkehrsraum, der ohne Eingriff in die Bausubstanz keine Anlage von separaten Abbiegespuren zulässt, so sind es im „Doppelknoten“ der Meerbuscher Straße mit dem Winklerweg und der Insterburger Straße der kurze Versatz zwischen Winklerweg und Insterburger Straße sowie der Einfluss der Tankstellenverkehre, die die Leistungsfähigkeiten der beiden Knoten einschränken.
Von besonders negativem Einfluss auf das Verkehrsgeschehen im Umfeld der Planungsmaßnahme wirken sich die beiden niveaugleichen Bahnübergänge der DB-Strecke aus. Sei führen bei 4-maligen Schrankenschließungen (Schrankenschließzeit jeweils ≥ 3 Min.) pro Stunde insbesondere während der Verkehrsspitzenzeiten nicht nur zu großen Rückstauerscheinungen in den Zufahrten der unmittelbar angrenzenden Knotenpunkte Meerbuscher Straße/Bahnhofsweg und Strümper Straße/Bahnhofsweg, sondern auf der stark befahrenen Meerbuscher Straße auch zu einer Überstauung des Knotens Meerbuscher Straße/Winklerweg.
Es gilt somit alle Kräfte zu bündeln, die niveaugleichen Bahnübergänge möglichst zeitnah zu beseitigen, um dem Kernbereich von Osterath Raum zu einer positiven Weiterentwicklung zu geben.